BLOG zur Freiheit
Lass dich inspirieren
Kurzgeschichten
Realität ist das, was dich glücklich macht.
Der Chef des kleinen Schreibwarenhandels stöhnt. Kaum noch Kundschaft. Gerade hatte er neues Briefpapier und neue Karten bestellt, minimalistisch und hoffte sein Sortiment mit weiteren Formaten zu erweitern. Früher, dachte er, gab es einen Trend Brieffreundschaften zu pflegen. Heute sind alle nur noch im Internet, dachte er. Sein neuer Lieferant beliefert ihn mit Karten, Muttertag, Geburtstagskarten und so weiter. Eigentlich alles nett, dachte er. Ist ja auch Standard, so etwas im Sortiment zu haben. Hin und wieder verkauft er eine, aber in Wirklichkeit holt er die gleichen Karten jedes Jahr aus dem Lager. Mittlerweile sind einige so alt, dass die Farben teilweise ausgeblichen sind.
Irgendein Politiker sagte mal, Internet, ist alles Neuland, er fühlte sich angesprochen damals. Sein bester Freund ist auf Facebook, aber davon will er nichts wissen. Früher hab ich das auch nicht gebraucht, dachte er. Er liebt das fassbare, Papier, was man anfassen kann, Menschen, die man begegnet und persönlich kennenlernt.
Und wenn man vom Teufel spricht, gerade kommt jemand in den Laden. Das Klingeln der Eingangstür erinnert ihn immer an seiner Ladeneröffnung, wie stolz er damals war seine Leidenschaft zum Beruf zu machen.
Die junge Frau mit einer schwarzen Mappe schaut sich um, aber geht gleich zielstrebig mit einem freundlichen, etwas zurückhaltenden Lächeln zum Tresen.
"Guten Tag, mein Name ist Sabrina Laetus, ich bin Künstlerin. Ich möchte Ihnen einige meiner Designs vorstellen und fragen, ob Sie Interesse hätten sich meine Karten anzuschauen."
Schon wieder Karten, dachte er. Er schaute sie fragend an mit einem skeptischen Blick. Sie schien sich davon nicht beirren zu lassen und fuhr fort. Sie öffnete ihre Mappe und holte ein Bundle Postkarten in verschiedenen Formaten raus. Bunte Motive, Katzen und Motive mit Sprüchen.
Er schüttelte den Kopf.
"Nein tut mir leid, wir haben bereits viele Karten. Schauen Sie dort drüben. Wir brauchen keine."
"Ja, aber vielleicht wäre es etwas, was mehr aus der Masse sticht und das Homogene etwas aufbricht."
Er überlegte und sagte zögernd: "nein, wir haben wirklich zu viele.
Sie hatte bereits aus der Ferne erkannt, ein Haufen pastellfarbener dezenter Karten mit Schriftzügen.
"Ok, kein Problem", sagte sie mit einem Lächeln. "Danke und noch einen schönen Tag!"
Sie ging aus dem Laden, das Klingeln der Tür läutete.
Als sie weg war, dachte er, alle wollen nur verkaufen. Die armen Künstler, sie haben es auch nicht leicht und schaute auf seine Karten.
Sabrina Laetus dachte, ok, das war Zeitverschwendung. Aber ohne es versucht zu haben, wollte sie sich damit nicht mit abfinden. Versuch macht klug! Es war das erste Mal, dass sie so etwas gemacht hatte. Gerade Kunstgeschäfte, Buchläden suchen doch bestimmt immer etwas Neues, dachte sie. Eigentlich schade, dachte sie. Die Karten im Laden haben ihr nie gefallen und bunt ist immer gut und wer kann bei Katzenmotiven schon nein sagen. Das würde laufen, war sie sich sicher. Sie gestaltete ihre Motive spontan, was ihr gerade einfiel. Vieles, was sie in den Läden sah, erschien ihr standardmäßig und mit wenig Liebe gestaltet.
In einem anderen Laden sagte man ihr, mit Karten ist es schwierig, es gäbe zu viele und davon und es würden auch nicht viele verkauft. Und wenn, möchten sie etwas Homogenes. Homogen? dachte sie direkt. Es müsse ein gleicher Stil erkennbar sein. Wieso kann man nicht etwas flexibel sein? dachte sie. Das ärgerte sie etwas.
Kunst immer chaotisch. Man möchte die Kunst einschränken, so sah sie es. Wie kann man etwas, was kreativ ist, homogenisieren? Das würde sie einschränken. Sie könnte sich auch nicht nur auf ein Musikstil festlegen. Sie war sich sicher, wäre ein Stand chaotisch bunt würde es die Leute eher anziehen. Jeder möchte doch etwas entdecken, dachte Sabrina. "Hmm", sie versuchte es zu verstehen. Irgendwie erschien ihr die "Welt da draußen" so fremd und .... grau. Ein Künstler, der einmal sein Atelier verlässt, wo er sich seine eigene kleine Welt erschaffen hat. Wofür sind Künstler eigentlich da? Sie fing an zu grübeln.
Sie schluckte ihren Frust runter und fing wieder Mut. Vielfalt macht kreativ und sie würde sich nicht anpassen. Das verstand sie unter Freiheit. Ein Künstler kann nur das machen, was er will, wenn er sich treu bleibt. So lies Sie ihre Gedanken.
Auf Instagram hat sie soeben ein neues Video hochgeladen. Im Netz sah sie die Welt vielfältig, bunt und kreativ und in der Realität? Die Realität ist das, was dich glücklich macht.
Sie schloss ihr Fahrrad auf, korrigierte den Sattel und fuhr los. Die Sonne hob ihre Stimmung und sie dachte, die Welt ist nicht grau. Sie konnte es kaum erwarten wieder in ihr Atelier zu sein, in ihrer bunten Welt.
Der Chef des Schreibwarenhandels schließt seinen Laden. Heute etwas früher als sonst. Morgen wird die Klingel wieder läuten. Dann auf ein Neues, dachte der Chef.
Kommentar:
Das ist eine fiktive Geschichte, die zu einer Diskussion animieren soll: Was empfinden wir als Realität?

Bist du erwachsen?
Warum manche Erwachsene nie "erwachsen" werden: vielleicht, weil sie als Kind nie durften und immer mussten. Es hieß immer: "Wenn Kinder wollen, kriegen sie was auf die Beulen."
Die Freiheit als Erwachsener ist ein Geschenk, wenn dies genutzt wird, denn wer nie gelernt hat, dass er durfte, wenn er wollte, wird auch als Erwachsener nicht wollen, wenn er darf....es sei denn "Jetzt" machst du endlich das, was du willst! Denn der Wille ist der Anfang des Erfolgs und der Weg zum Glück.
So hört man oft: Was bedeutet überhaupt "Erwachsen" zu sein?
Für mich das zu tun, was ich will, volle Verantwortung tragen zu wollen, um meine Freiheit zu genießen.
Ein schlauer Mensch sagte einmal: Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren. (Benjamin Franklin)
Als Kind lernen wir, dass Fehler etwas ganz Schlimmes sind, und wenn wir Erwachsen sind, haben wir Angst Verantwortung zu tragen, Fehler zu machen. Das hindert uns am persönlichen Wachstum. Erwachsen sein bedeutet für mich, keine Angst vor Fehlern zu haben und statt nach Schuldigen zu suchen, Lösungen zu finden. Dafür ist die Kreativität eine Fähigkeit, die uns alle ausmacht und wie wir alle wissen, kommt diese Kernkompetenz in der Schule zu kurz.
Jeder kann es wieder neu lernen: wieder wie ein Kind zu lernen, bedeutet im Grunde Erwachsen zu werden.
Fehler gehören zum Entwicklungsprozess dazu. Mut zu sich zu stehen, sein eigenes Vertrauen aufzubauen ist der erste Schritt zum Erwachsen werden und der erste Schritt sich selbst kennenzulernen. Das ist der Grundstein für alles weitere im Leben.
Was denkst du?
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